Blaulicht und Martinshorn, Sanitätswachdienst und Blutspendedienst – das ist das Rote Kreuz, oder? Dieses Bild hat sich bei vielen Menschen eingeprägt. Immer stärker rückt aber ins Bewusstsein, dass das Rote Kreuz mehr ist – insbesondere ist es eine tragende Säule im Katastrophenschutz. Getragen vom leidenschaftlichen ehrenamtlichen Einsatz vor Ort in den Bereitschaften und Schnellen Einsatzgruppen („SEGen“). Hierzu beigetragen haben sicherlich auch Übungen wie die 24-Stunden-Übung mit knapp 500 Teilnehmern in Markt Schwaben und dem nördlichen Landkreis Mitte September. Hier wurde das Zusammenwirken von Rettungsdienst, Krankenhausaufnahme, SEG Transport, SEG Behandlung, Feuerwehren, THW und Polizei bei katastrophenähnlichen Großschadenslagen mit zahlreichen (vom BRK-Team „Realistische Unfalldarstellung“ geschminkten und gemimten) Verletzten geübt und die hohe Einsatzbereitschaft des BRK demonstriert.
Was aber geschieht mit den Helfern selbst, wenn sie real mit Verletzungen und Leid konfrontiert werden? Wenn sie vielleicht feststellen müssen, dass alle Hilfe zu spät kommt oder sie einfach nicht mehr weitermachen können? Für speziell dieses Problem, das in den letzten Jahren immer stärker in den Vordergrund rückt, hat das BRK ein eigenes Auffangnetz für seine Helfer: Die Psychosoziale Notfallbetreuung für Einsatzkräfte (PSNVE). Und diesem Thema widmete sich die Bereitschaft Markt Schwaben am 16.10.2024 in ihrer routinemäßig im Zweiwochenrhythmus für alle Helfer und Interessierte angebotenen Fachdienstweiterbildung.
Die BRK-Bereitschaft Markt Schwaben kann sich glücklich schätzen, dass sie mit Frau Roswitha Altmann und Karlheinz Brandl zwei Urgesteine in ihren Reihen hat, die sich als bislang einzige im Kreisverband speziell der PSNVE widmen – natürlich für den gesamten Kreisverband – und sich regelmäßig für diesen Dienst fortbilden lassen. Hier geht es darum, möglichst frühzeitig und niederschwellig, am besten innerhalb von Stunden nach dem belastenden Ereignis, das Gespräch zu suchen und gegebenenfalls professionelle psychologische und seelsorgerische Hilfe zu vermitteln, um Langzeitfolgen bis hin zu posttraumatischen Belastungsstörungen für die Hilfs- und Einsatzkräfte zu vermeiden. Auch hierfür bietet das BRK psychologisch und psychiatrisch geschultes Personal und Ärzte an und vermittelt Kontakt zu kirchlichen Seelsorgern, wenn gewünscht. Wichtig: Hierzu muss kein Dienstweg eingehalten werden, und alles erfolgt absolut und streng vertraulich.
Auch wenn gottlob die PSNVE selten eingesetzt werden muss, ist es für die Helfer und Einsatzkräfte ein großes Plus zu wissen, dass sie im Notfall Hilfe erhalten – und man auf sie achtgibt. „Das gegenseitige Achten auf einander, getragen von einer Gemeinschaft mit gelebtem Zusammenhalt, das ist offenbar, was das BRK so attraktiv macht“, so Ernst Anno Haase, Bereitschaftlsleiter in Markt Schwaben und Fachdienstleiter Sanitätsdienst im Kreisverband. Dieser Geist war wieder spürbar, und die Fortbildung war so gut besucht, dass der Seminarraum der Bereitschaft wieder aus allen Nähten platzte.