Die Offene Behindertenarbeit, OBA, des BRK-Kreisverband Ebersberg ist ein langjährig etabliertes Angebot, welches sich an Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen richtet. Die beiden hauptamtlichen Mitarbeitenden Judit Nánási und Fabian Kraemer planen gemeinsam mit ihren derzeit 22 Ehrenamtlichen quartalsweise ein umfassendes Freizeitangebot welches von offenen Treffs, gemeinsamen Ausflügen bis hin zu kulturellen Programmpunkten reicht. Im Interview erzählen zwei Ehrenamtliche, was ihre Beweggründe für das ehrenamtliche Engagement sind und warum sie immer noch mit Begeisterung dabei sind. Jamiro, 18 Jahre alt, ist seit vier Jahren gemeinsam mit seiner Mutter als Helfer dabei und hat bereits alles miterlebt. Viele Attraktionen, Abenteuer, Veranstaltungen und Festivals. Irene, 60 Jahre alt, ist bereits seit über 15 Jahren aktiv tätig und ist damals über persönliche Kontakte zu ihrem Ehrenamt gekommen.
BRK: Habt ihr euch bereits vor eurer Zeit in der OBA ehrenamtlich engagiert und wie seid ihr auf die OBA aufmerksam geworden?
Jamiro: Das ist das allererste Mal, dass ich das ehrenamtlich mach. Ich bin generell ein sehr offener und höflicher Mensch und helfe auch im Alltag meinen Mitmenschen. In der Zeitung hatten meine Mama und ich einen Bericht über eine Aktion der OBA gesehen und da haben wir uns zugenickt und gesagt, probieren wir das doch mal aus. So hat sich das entwickelt.
Irene: Für mich war es das erste Mal. Zur OBA bin ich durch Zufall gekommen. Ich habe die damalige hauptamtliche Mitarbeiterin der OBA in einem Kurs kennengelernt und wurde von ihr zum „Mittwochstreff“ eingeladen. Einer Veranstaltung für Menschen mit Behinderung. Mir hat es auf Anhieb gut gefallen und seitdem engagiere ich mich mit viel Freude bei der OBA.
BRK: Bei welchen Programmpunkten habt ihr bereits unterstütz?
Jamiro: Bei ganz vielen. Sehr oft bei der Frauengruppe, bei den Wettläufen (dem Stadtlauf in Ebersberg, wo ich selbst auch mitgelaufen bin), beim Pizzaessen, Zoobesuche, Ausflüge mit Schnitzeljagd, Wanderungen, und dem Theaterstück 2024. Im Quartal bin ich so drei bis fünf Mal im Einsatz. Die Aktionen suche ich mir anhand des Quartalsprogramms heraus, was uns (meiner Mama und mir) gefällt. Dies wird dann im Freizeitrat besprochen und so helfe ich mal hier und mal dort. Es ist immer ein gutes Team. Bei Großattraktionen (wie Konzerte) bin ich auch oft dabei. Achja, ich spiele auch immer den Engel im Advent.
Irene: In 15 Jahren kommt da einiges zusammen. Einmal im Monat leite ich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen das gemeinsame Kochen. Einmal im Quartal biete ich, zusammen mit einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin unser Wellnessprogramm an, bei dem unsere Teilnehmenden von Gesichtsmaske über Handmassage bis zu Phantasiereisen rundum verwöhnt werden. Besonders schön zu sehen ist es, wie Teilnehmende, die sonst schwer zur Ruhe kommen, hier komplett entspannen. Früher hatten wir auch
Bauchtanz im Angebot, aber das ist momentan auf Eis gelegt. Ganz oft war ich schon in der Disko in Rott dabei, bei Freizeitveranstaltungen wie Pizzaessen, dem Bauerntheater, dem Faschingsball, beim Stadtlauf und vielem mehr. Früher gab es bei der OBA noch mehrtägige Freizeiten, bei denen ich schon einige Male als Betreuerin mitgefahren bin. Z. B. an den Aachensee oder in die Nähe von Griesstätt oder auch mal eine Woche nach Thüringen.
In der Coronazeit habe ich ein Jahr lang zusammen mit anderen ehrenamtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen das „Plaudertelefon“ gemacht, was sehr gut angenommen wurde. Da während dieser Zeit keine persönlichen Treffen möglich waren, waren wir auf diese Weise mit unseren Teilnehmenden wenigstens telefonisch in
Kontakt.
BRK: Was genau sind eure Aufgaben bei den Programmen?
Jamiro: Sehr viel Basteln, Helfen, Unterstützen der Teilnehmenden, viele Gespräche führen und unter die Hand greifen.
Irene: Bei den Kochveranstaltungen überlege ich mir geeignete Rezepte und kaufe alle Zutaten ein. Mit den zwei anderen Ehrenamtlichen teilen wir uns dann die Aufgaben auf. Der eine kümmert sich mit den Teilnehmenden um den Salat, der nächste um den Hauptgang und der andere macht das Dessert. Wir unterstützen unsere Teilnehmer und schauen, dass auch jeder was machen kann. Wir sind da ein eingespieltes Team. Im Anschluss wird dann gegessen, was immer eine besondere Freude ist.
Beim Wellnessprogramm sind wir auch zwei Ehrenamtliche. Zusammen bereiten wir den Raum vor und dann geht’s darum, sicherzustellen, dass alle Teilnehmenden eine gute und entspannte Zeit haben.
BRK: Was war euer bisher schönstes Erlebnis mit den Teilnehmenden des OBA-Programms?
Jamiro: Mein schönstes Erlebnis war…ach da gibt’s so viele. Das Theaterstück letztes Jahr, wo sie Loch Ness im alten Speicher gespielt haben. Dann wo man in verschiedene Museen geht und was ich noch sehr sehr toll fand, war das Festival und das Basteln von Vogelhäusern. Kochen finde ich immer sehr sehr gut und auch das Schminken bei der Frauengruppe. Das Highlight des Jahres ist immer der Stadtlauf. Da gibt es immer tolle Erinnerungen und alle fiebern mit, mit monatelanger Vorbereitung, beim Training jeden Montag.
Irene: Da muss ich jetzt direkt überlegen. Eine Wochenendfreizeit am Anfang meines Ehrenamtes ist mir aber besonders im Gedächtnis geblieben. Eine der Teilnehmenden, eine Rollstuhlfahrerin mit großen Sprachschwierigkeiten, war so glücklich und hat das ganze Wochenende gestrahlt. Auch beim Kochen drückt sie ihre Freude immer mit Händen und Füßen aus. Diese Dankbarkeit und Freude gibt einem sehr viel.
BRK: Gibt es manchmal auch schwierige oder herausfordernde Situationen?
Jamiro: Nein, es gab keine Situation, die richtig schwierig war. Man sieht hier auch viel Liebe und große Herzlichkeit. Es sind Menschen wie du und ich und deshalb ist es auch nicht schwierig für mich.
Irene: Natürlich gibt es manchmal knifflige Situationen, schließlich kann man nicht immer allen gerecht werden und jeder unserer Teilnehmenden hat seine eigenen Bedürfnisse und Besonderheiten. Der eine hat großen Redebedarf, die nächste kann nicht schnell genug mit dem Kochen loslegen aber im Großen und Ganzen ist es meist unkompliziert. Unsere Teilnehmenden haben immer so eine Freude an Kleinigkeiten, von ihnen können wir ganz viel lernen.
BRK: Auf was freut ihr euch besonders im Jahr 2025?
Jamiro: Töpfern! Da freue ich mich tatsächlich drauf, da ich das noch nie gemacht habe, das wäre etwas Neues für mich. Die Länderpräsentationen „Reise um die Welt“, da war ich auch noch nicht dabei.
Irene: Ich freue mich auf jeden Kochabend, Wellnessnachmittag und sonstige Veranstaltungen, bei denen ich als Begleiter dabei sein kann.
BRK: Was würdet ihr einem potenziellen Ehrenamtlichen raten, der sich in der OBA engagieren möchte?
Jamiro: Sei du selbst und genieße die Zeit mit tollen Menschen. Wir haben alle nur ein Leben, welches es gilt mit Erinnerungen und Abenteuern zu füllen. Dies kannst du mit den herzlichen Teilnehmenden der Offenen Behindertenarbeit schaffen!
Das wäre mein Rat an den Rest der Welt.
Irene: Einfach mal ausprobieren, mitgehen und einfach teilnehmen. Da wirst du sehen, dass das ganz unkompliziert ist und man mit offenen Armen von den Teilnehmenden aufgenommen wird. Man kann da gar nicht viel verkehrt machen.
BRK: Und nun in einem Satz: Ich bin beim BRK Ebersberg in der Offenen Behindertenarbeit tätig weil, …
Jamiro: …mir das Helfen einfach im Blut liegt und ich generell ein sehr offener Mensch bin.
Irene: …es mir Freude macht!
Irene und Jamiro, zwei sehr engagierte Ehrenamtliche und auch alle anderen Mitarbeitenden der Offenen Behindertenarbeit freuen sich über Deine Mithilfe. Sei es als ehrenamtlicher Mitarbeitende oder über finanzielle Unterstützung. Der BRK-Kreisverband Ebersberg nimmt Spenden gerne entgegen (IBAN: DE61 7025 0150 0000 0107 85). Interessierte können sich zum Kennenlernen oder bei Fragen an die Servicestelle Ehrenamt unter ehrenamt@kvebersberg.brk.de oder 08092 209525 wenden.